[...]Selbstverständlich [waren] die OPD [Operativ Diensthabenden], ODH etc. alle über die Lagedramatik zumindest in Kenntnis gesetzt [...], natürlich liefen bei den Genossen die Livebilder überwiegend nicht auf´m Bildschirm.........aber die Meldungen gingen durch....und auch an das MfNV [Ministerium für Nationale Verteidigung] ging unser FS [Fernschreiben] "Grenzregime außer Kontrolle"....das war so ca. 22.15-22.30.....vorher gingen natürlich ständig aktuelle Meldungen an das "kleine" LZ [Lagezentrum] im MfNV, dort hatten wir nämlich einen Mitarbeiter unsere Hauses als 24h-Dienst, sozusagen als operative Aussenstelle beim MfNV installiert....aber irgendwer hat offensichtlich die Eilmeldungen in der Kette der Weitergabe vor irgend ner Beratungsraumtür "dienstbeflissen" durchgeschnitten....und mit gezogener Waffe gen Himmel um sich Gehör zu verschaffen ist bekanntlich kein Melder in die Beratungen gestürmt und hat gebrüllt :"Arbeitseinsatz ROT !"....dazu saß der preußische Drill doch zu tief.....

Bei der Einfahrt ins MfNV hätte sich da schon jemand vor den Wagen [des Ministers Heinz Keßler] werfen müssen....der hielt wohl eher nicht am Schlagbaum an....

Der Verfasser war am Abend des 9. November einer von drei diensthabenden Offizieren im Lagezentrum des Militärischen Nachrichtendienstes der NVA.